Sonntag, 3. Oktober 2021

Einfach zurück ins Büro ?!

 


Viele von uns freuen sich darauf, endlich wieder regelmäßig ins Büro gehen zu dürfen. Andere haben sich an die veränderte Situation gewöhnt und möchten diese oder zumindest Teile davon nicht mehr missen.
Fast eineinhalb Jahre Homeoffice in der Pandemie haben uns und unser Arbeitsleben voraussichtlich für immer verändert:

  • Arbeit aus dem Homeoffice wurde zur neuen Wirklichkeit, auch wenn sich das niemand vorher in diesem Ausmaß vorstellen konnte.
  • Tradierte Arbeitszeitmodelle wurden oft ganz aufgelöst oder zumindest verändert.
  • Prozesse der Zusammenarbeit wurden mit Hilfe von Videokonferenzsystemen, Kollaborationsplattformen und virtuellen Whiteboards digitalisiert und oft implizit neugestaltet.

Durch diese Erfahrungen im Lockdown haben sich Kund:innen an neue Arbeitsformen (z.B. virtuelle Beratung) gewöhnt und daraus oft sogar neue Bedarfe entwickelt.

Auch die Bedürfnisse der Mitarbeitenden haben sich verändert. Die meisten Menschen wünschen sich deutlich höhere Flexibilität für ihre Arbeitszeit und bei der Wahl des Arbeitsortes. Weitere Wünsche bezüglich der Ausstattung im Homeoffice oder der Neugestaltung der Büroarbeitsplätze sind gerade dabei neu zu entstehen.

Wer sich die genannten Entwicklungen vor Augen führt wird zur Erkenntnis kommen, dass es keine Rückkehr zur Normalität geben kann. Stattdessen sollte die sich veränderte Situation aufgegriffen und die Zusammenarbeit in unseren Teams neu justiert und weiterentwickelt werden.

Dazu wird Vieles neu ausgehandelt werden müssen und Entscheidungen getroffen werden, wie man zukünftig als Organisation und Team, aber auch mit Kund:innen und Partner:innen zusammenarbeiten möchte.

Wir haben 10 typische Fragestellungen identifiziert, die die Teams unserer Kund:innen jetzt typischerweise klären möchten:

  • Wie flexibel können wir zwischen Homeoffice und Büro wählen?
  • Wer kümmert sich um die Ausstattung im Homeoffice?
  • Wie gestalten und dokumentieren wir unsere Arbeitszeit?
  • Wie sorgen wir dafür, dass wir gesund bleiben?
  • Wie sorgen wir dafür, dass wir ein echtes Team bleiben?
  • Welche wechselseitige Transparenz brauchen wir, um dauerhaft produktiv zu bleiben?
  • Auf welche Kollaborations-Tools wollen wir auf Dauer setzen?
  • Welche neuen Standards brauchen wir in welchen Prozessen?
  • Wie sieht unser Führungsmodell aus?
  • Welche (neuen) Angebote können und wollen wir unseren Kund:innen machen?

Viele dieser Fragen sehen vielleicht auf den ersten Blick so aus als wären sie bereits klar oder zumindest implizit geklärt. Meistens ist das jedoch nicht der Fall, sodass die damit verbundene Unklarheit sich auf Dauer negativ auf Atmosphäre und Zusammenarbeit auswirkt.

Am Thema Führungsmodell sei das kurz exemplarisch erläutert:

Vor der Pandemie war den Mitarbeitenden in den meisten Fällen klar, welche Kultur der Zusammenarbeit in ihrem Team angesagt ist und was sie von ihrer Führung erwarten konnten. Die Prozesse der Führung und Zusammenarbeit waren mehr oder weniger eingespielt und wer neu dazu kam, wurde von seinen Kolleg:innen unterstützt, möglichst schnell „Stallgeruch anzunehmen“.

Während der Pandemie war vor allem Ausnahmesituation und damit so viel Selbstorganisation wie möglich gefragt. Jede Person hat das Beste getan, das möglich war, die meisten haben viel zu viel gearbeitet und die Vorgesetzten waren einfach nur froh, wenn dennoch alles funktioniert hat.

Bei der Rückkehr in die neue Normalität stellen sich jetzt viele Fragen neu: Will man zurück auf die Zeit vor Covid, will man die gewonnene Freiheit zur Selbstorganisation ganz- oder teilweise beibehalten oder sogar weiterentwickeln? Plötzlich will hier Personal- oder Betriebsrat doch wieder ein Wörtchen mitreden und die Frage nach den von Gesetzgebenden angeordneten Rahmenbedingungen wie die Arbeitszeitverordnung werden wieder relevant. Diese Fragen wollen beantwortet sein!

Jede Führungskraft und jedes Team sollte deshalb die offenen Fragen sammeln und sie systematisch bearbeiten. Dabei ist es wichtig, zu beachten, dass kein Team alle Fragen auf einmal umsetzen kann und es sich hier um einen erneuten Changeprozess handelt, der Chancen und Risiken beinhaltet.

Wie genau dies funktioniert, verrate ich im nächsten Beitrag. Gerne stehen wir auch zuvor mit Rat und Tat zur Seite, entwerfen einen für Sie maßgenschneiderten Prozess und unterstützen Sie als agile Coaches in diesem Vorhaben.

Sonntag, 29. November 2020

Sollen Projektleiter:Innen ein Tagebuch führen?











Die meisten Projektleiter:Innen, die ich als Coach unterstütze, lieben ihren Job und finden ihn gleichzeitig recht anspruchsvoll und anstrengend. Einige von Ihnen leiden unter der schieren Arbeitslast, andere unter der Vielzahl der oft widersprüchlichen Ansprüche. Manche kämpfen mit dem Gefühl, die Projektmitarbeiter gerne mehr unterstützen zu wollen, als dies bei der Vielzahl der Aufgaben möglich ist.

Sich in dieser Situation immer wieder zu fokussieren und gleichzeitig persönlich weiter zu entwickeln ist hier das Gebot der Stunde. Eine gute Möglichkeit, dies zu unterstützen, ist das „Journaling“.

Journaling ist eine Methode, die das scheinbar altmodische Tagebuchschreiben reaktiviert und modernisiert, da es deutlich kürzer (z.B. 5 Minuten) ist und mit innerer Achtsamkeit verbunden wird. Sie hilft, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren und das eigene, meist emotionale Lernen gleichmäßig voranzutreiben. Damit unterstützt es die Fähigkeit zur Selbstreflexion und befördert die eigene emotionale Intelligenz, die als Schlüsselkompetenz für Project Leadership zu sehen ist.

Wie geht es?

Wer es gerne ausprobieren möchte, sollte dies unbedingt mit Papier und Stift tun und nicht elektronisch. Die damit verbundene sinnliche Erfahrung befördert nämlich die Kreativität und verankert gleichzeitig das Geschriebene im eigenen Gehirn und Körper. 

Zu Beginn der Übung wird eine zu den eigenen Zielen passende Frage gestellt, die immer dazu beitragen sollte, den Blick auf die positiven und wichtigen Aspekte der eigenen Entwicklung zu richten, wie z.B.:

  • Wofür bin ich meinen Kollegen dankbar?
  • Was ist heute wirklich wichtig?
  • Wie hätte ich eine bestimmte Situation besser gestalten können?
  • Was genau könnte mein Gegenüber wirklich bewegen?
  • Was habe ich heute dazu gelernt?
  • Welche meiner persönlichen Werte sind davon betroffen?

Gestartet wird immer mit einem Moment des Innehaltens und Durchatmens. Wer Übung in Meditation hat, kann sich in den Zustand innerer Achtsamkeit begeben. Dann wird alles unzensiert aufgeschrieben, was zu der ausgewählten Frage durch Kopf und Bauch geht. Genau am Ende der geplanten Zeit (z.B. 5 Minuten) wird das Aufschreiben gestoppt und das Geschriebene noch einmal bewusst durchgelesen. Beim nachfolgenden Lesen wird einem oft vieles klarer und kann anschließend seine Wirkung entfalten. 

Welche Tipps habe ich dazu?

Wer unsicher ist, ob dies eine gute Methode ist, sollte sie einfach ein paar Mal ausprobieren und dann entscheiden, ob es wirklich hilfreich ist.

Weil die Gefahr besteht, den Blick aufs Wesentliche zu verlieren, sollte die gewählte Zeit unbedingt eingehalten werde.

Der Erkenntnisgewinn aus dem geschrieben steigt erheblich, wenn das Schreiben mit innerer Achtsamkeit verbunden wird.

Wenn diese Methode gefällt, kann es hilfreich sein, sich ein kleines Notizbuch zulegen. Damit lassen sich mittelfristige Entwicklungen eher nachvollziehen.

Ein sinnlicher Mensch freut sich über ein ansprechendes Notizbuch und einen Stift, der gut in der Hand liegt und in der eigenen Lieblingsfarbe schreibt.

 

 



Samstag, 2. Mai 2020

Überraschende kulturelle Chancen in Online-Meetings

Bild: Screenshot von #corona-Spezial | Das Online-Orchester #6: https://www.youtube.com/watch?v=6n5i99cUUh0














(Autoren: Daniela Mayrshofer und Kai Milkereit)

Was noch vor wenigen Wochen digitalen Nomaden oder Offshore-Kollegen in Niedriglohnländern vorbehalten war, entfaltet sich in Zeiten des Homeoffice gerade in seiner vollen Wucht direkt in unseren Wohnungen: Die Macht der Digitalisierung unserer Zusammenarbeit. Sie bringt eine Menge Nachteile mit sich, von denen viele von uns ein Lied singen können. Gleichzeitig eröffnen sich aber auch Chancen, die wir in Zukunft nutzen sollten.

In persönlichen Meetings schätzen die meisten von uns die spürbare körperliche Nähe unserer Gesprächspartner. Die äußere Erscheinung, das Verhalten im Raum, Mimik und Gestik helfen uns, schnell und treffsicher miteinander umzugehen. Der Ausdruck von Gefühlen, die wir mit etwas Empathie nachempfinden können, hilft uns Themen zu klären. Und wer sein Verhalten auf andere Menschen im Raum einstellen möchte, versucht “zwischen den Zeilen zu lesen“.

Dieses, oder das meiste, fällt in Online-Meetings oder Videokonferenzen weg - was uns einer Menge der Mittel beraubt, mit denen wir im analogen Leben wirksam sind. Was sind Vorteile, die diese Nachteile aufwiegen, und welche überraschenden kulturellen Chancen sehen wir in Online-Meetings?

Online-Kollaboration bringt eine Menge wirtschaftlicher Vorteile, (z.B. die Ersparnis von Zeit, Wege- und Reisekosten). Das ist bereits hinlänglich bekannt, aber wird nun mit jeder neuen Erfahrung ausgebaut werden. Auch wenn dadurch in dieser Krisenzeit Unternehmen in der Reisebranche leider doppelt hart getroffen werden.

Wenn Ort und Wege keine Hürden mehr sind, können plötzlich Menschen (z.B. Bewohner ländlicher Räume oder Menschen mit zu pflegenden Angehörigen), die vorher ausgeschlossen waren, an Online-Meetings und Konferenzen teilnehmen. Dieses Phänomen werden Nichtbetroffene wahrscheinlich unterschätzen - und wirklich zum Tragen kommt es, wenn Homeoffice flächendeckend stattfindet. In Zeiten von Fachkräfte Mangel sind das gute Aussichten.

Gleichzeitig erlaubt uns die Technik Gestaltungselemente zu verwenden, die im realen Raum so nicht möglich sind. So können z.B. alle Meinungen exakt zur selben Zeit „gepostet“ werden, sodass es ein zunächst jungfräuliches Bild der Ausgangsmeinungen gibt.

Dass durch diese und einige andere Phänomene viele kulturelle Aspekte im virtuellen Raum geradezu befördert werden, ist selbst für Menschen,wie uns bei Consensa, überraschend und erfreulich zugleich.

Drei Beobachtungen möchten wir hier exemplarisch für andere Erkenntnisse nennen: 

1. Die Teilnehmer begegnen sich auf Augenhöhe und hören besser zu

In einer Videokonferenz (z.B. mit Skype oder Zoom) gibt es viele der oben beschriebenen Signale nicht. Es gibt keine sichtbare und körperlich spürbare Hierarchie im Raum“. Die Bilder der Teilnehmenden sind alle gleich groß und werden in beliebiger Reihenfolge angezeigt. Die gegenseitige Wahrnehmung beschränkt sich auf Sprache und bestenfalls die Mimik, sofern sie denn ausreichend klar übertragen wird. Das hat den Vorteil, dass gewohnte Rituale der Über- und Unterordnung nicht unterstützt werden.

Jede*r, der oder die spricht, muss das Mikro anstellen. Vielleicht muss sie oder er sich melden und kann nicht einfach dazwischenreden, je nach Handhabung der Moderation. Weil das Sprechervideo in den meisten Videokonferenztools hervorgehoben wird, kann man sehen, wenn jemand anderes zum Sprechen anhebt, welches  nach unserer Erfahrung Höflichkeit deutlich befördert. Es gelingt oft besser, sich wirklich zuzuhören, auch weil man der Sprecher*in scheinbar direkt in die Augen sehen kann. Und - vorausgesetzt man ist selber durch die individuelle Situation im Home-Office nicht abgelenkt -geschieht im Online-Meeting viel weniger Ablenkung durch andere Menschen und Ereignisse im Raum.

Wenn wir den Bildschirm nicht für die Videos der Teilnehmer nutzen, sondern Kooperationstools, wie z.B. die gemeinsame Dokumentenbearbeitung in Google-Docs oder kollaborative Visualisierungstools, wie z.B. Miro nutzen, erleben wir unerwartete positive Effekte. Bei vielen Menschen sinkt die Hemmschwelle, sich aktiv einzubringen, stark. Verglichen mit persönlichen Meetings am Tisch oder im Kreis, ist es in solchen Online-Meetings sehr viel einfacher, (Mikro-)Initiative zu ergreifen und z.B. Kommentare in ein Dokument zu schreiben oder Post-Its auf ein Board zu heften. Sich nicht erst persönlich bemerkbar machen und sprachlich durchsetzen zu müssen, macht vieles einfacher. Wenn alle Teilnehmer das Whiteboard gleichzeitig bedienen können, fördert das die Eigeninitiative, mehr Vorschläge finden Gehör und das Tempo schwingt sich auf das Maß der Gruppe ein. So haben wir z.B. bei der Erarbeitung von Story Maps mit der Visualisierung in Miro sehr viel leichter umfassende und präzise Ergebnisse erhalten, als wir das aus moderierten analogen Workshop kennen.

2. Transparenz und Klarheit kann sehr viel besser unterstützt werden

Durch die Möglichkeit in Videokonferenzen den Bildschirm zu teilen, werden Informationen unserer Erfahrung nach sehr viel schneller sichtbar gemacht, als das in Präsenz-Konferenzen der Fall ist. Wenn alle Beteiligten ihren Bildschirm teilen können, können Aussagen mit einem Dokument untermauert werden und so manche Frage direkt und gemeinsam geklärt werden, indem man z.B. eine zitierte E-Mail gemeinsam liest. Dadurch können relevante Zahlen, Daten und Fakten sehr viel schneller transparent gemacht werden und schnellere und präzisere Entscheidungen getroffen werden. Das bringt Tempo und fördert das wechselseitige Vertrauen.

In analogen Meetings erstellen wir die Dokumentation der Ergebnisse oft simultan zu den Diskussionen an einem Flipchart oder an einer Moderationswand. Das verlangt viel Übung und Erfahrung, um „schnell nebenbei“ ein für alle lesbares Protokoll zu erstellen. In Online-Meetings kann dazu eine für den jeweiligen Zweck geeignete Software genutzt werden. Eine Teilnehmer*in schreibt mit und macht die Mitschrift anschließend per Bildschirmfreigabe für alle transparent. Verbesserungen können direkt besprochen werden.

Solche Iterationsschleifen bringen nach unserer Erfahrung neben einem akzeptieren Protokoll und besser im Gedächtnis gespeicherten Ergebnissen noch ein weiteres interessantes Potenzial: Wenn nach einer langen Diskussion ein sehr „übersichtliches Ergebnis“ notiert wird, kann dieses gemeinsame Erlebnis in einer Retrospektive am Ende des Meetings sofort aufgegriffen werden.

Sofern das Meeting der Sammlung von vielen Beiträgen dient, zum Beispiel zur Ideenfindung, bieten sich gemeinsame Boards an, die von allen Beteiligten gleichzeitig bedient werden können. Damit entsteht eine schnelle Übersicht der Beiträge für alle und die Dokumentation im Anschluss entsteht mit wenigen Mausklicks.

Und last but not least lassen sich Online-Meetings (natürlich nach Absprache) unkompliziert aufzeichnen, sodass wir die Inhalte leicht für Menschen nachvollziehbar machen können, die nicht dabei waren.

3. Konflikte online klären kann sogar einfacher sein

Die überraschendste Erkenntnis für uns war aber die Erfahrung, die eine Kollegin aus Ihrer Rolle als Mediatorin bei der Klärung von Konflikten berichtet hat: Die körperliche Distanz hilft immens, Emotionen zu zügeln und Impulse zu kontrollieren.

So war es bei der Mediation eines Konfliktes im Vorstand eines Sozialunternehmens den Beteiligten durch eine Pause an der richtigen Stelle sehr viel einfacher möglich, auf eine sachliche Ebene zurückzukehren als dies in einer Live-Situation der Fall gewesen wäre. Bild und Ton wurden abgestellt und alle Beteiligten hatten die Möglichkeit sich kurz im eigenen persönlichen Umfeld zu beruhigen und innerlich neu aufzustellen. In einer analogen Pause hätte man sich dennoch gesehen und damit „aufgeregt“, ohne ausreichend Abstand zu gewinnen.

Die oben beschriebene Augenhöhe in Online-Zusammenkünften hat die Klärung sicher auch stark unterstützt.

Persönlich hilfreich empfand unsere Kollegin, dass sie zwar die Befindlichkeit der Teilnehmer an ihrer Mimik erkennen und darauf reagieren konnte, die Emotionen aber viel weniger „ansteckend“ waren, als dies ohne diese räumliche Distanz möglich gewesen wäre. Eine Telefonkonferenz dagegen hätte deutlich mehr Raum für Interpretationen gelassen, was in einer solchen Konfliktsituation eher hinderlich gewesen wäre.

Perspektive

Die Welt der Online-Zusammenarbeit wird sicher nicht mehr auf den Zustand vor der Corona-Krise zurückkehren. Als Wissens- und Büroarbeiter werden wir uns mit Sicherheit auf hybride Formen der Zusammenarbeit einstellen müssen: teilweise im Homeoffice, teilweise im Büro: unterschiedlich von Person zu Person, abhängig von den eigenen Rahmenbedingungen und sozialen Bedürfnissen.

Jetzt liegt es an uns, diesen Zustand zu umarmen und ihn zur Gestaltung einer positiven Zukunft zu nutzen. Dazu werden wir unsere Methoden der Moderation auch im virtuellen Raum weiter entwickeln und Prozesse der Online-Zusammenarbeit von Monat zu Monat professionalisieren.

Unserer Erfahrung nach, sind wir als Gesellschaft gerade dabei zu entdecken, welche neuen Chancen und besonderen Mehrwert uns virtuelle Meetings liefern können. Sie bieten eine Menge Raum für die aktive und bewusste Gestaltung der Remote-Zusammenarbeit, sodass sie in sehr kurzer Zeit eine wertvolle Ergänzung von Live-Veranstaltungen und Workshops werden können, die weit über eine einfache Videokonferenz hinausgehen.

Freitag, 10. April 2020

Mindful Leadership in Corona-Times













Welcome to the VUCA world! Just few weeks ago we could not have imagined that volatility, uncertainty, complexity and ambiguity can invade our private and professional lives so promptly and deeply.

The worldwide recommendations on the corona crisis are quite clear-cut: anyone who is not immediately required to maintain operations and supply for basic needs is to remain at home. While some continue to work from home office, others are shifted into short-time work and in the worst case even find themselves unemployed. Public life is largely at halt. Our economy is heading for one of the most violent crises we have seen in the modern world at a rapid pace.

It is inevitable that this will cause fear and a blend of emotions inside all of us. Employees worry about their income or even their job. Added are numerous private challenges such as unexpected childcare, quarantines, positive test diagnoses or in some cases even serious illnesses. In the worst case some of us may have to deal with death in their own teams and families. In contrast to previous crises everything just seems to rain down on us simultaneously.

Owners and supervisors must find a way to overcome this fundamental crisis, together with their team, and figure out how to deal with the vast amount of changes that continue to rise. Keeping the team together and addressing the greatest concerns of colleagues is crucial in this situation. However, the question remains: How may this goal be achieved, and these challenges tackled, alongside all the other issues and challenges that one is facing.

New leadership is now in demand. Anyone who has failed to take care of new leadership qualities such as empathy, mindfulness and self-reflection must now make up for it in a very short time if they want to continue to exist with their team in the future.

The following recommendations maybe helpful in this situation:

Ensure transparency and clarity
1. Communicate swiftly, comprehensively and regularly with your team.
2. Share all information that is important to your team immediately and directly.
3. Use all possibilities of digital communication: Set up very regular virtual team meetings and use new means of communication such as slack and teams.

Emphasize appreciation and communication at eye level
4. Allow your team to express their feelings and take their concerns seriously.
5. Consider yourself part of the team and openly talk about your own concerns as well.
6. Involve your team in the process of finding solutions, whether it is dealing with customers, finances or individual personal challenges.

Live a culture of continuous improvement and learning
The good news is that there is no one to blame for the crisis that hits our companies in these times. Everybody has to deal with the same challenges.
7. Avoid any judgement or even blame. Look for the good in an apparently bad situation and work hard to find interesting new insights and solutions.
8. Ensure that everyone involved learns how deal with the crisis.
9. Keep an eye on changes and challenges for your customers. Motivate your team to develop more suitable solutions than the previous ones.

Handle conflicts constructively
10. Listen to others and consider the benefits of different perspectives instead of devaluing each other's perspective. The VUCA world is too complex to rely on single views!
11. Work with scenarios instead of one-sided, seemingly clear conceptions.
12. Encourage your team to find a variety of solutions that can be tried out and reviewed, rather than limiting yourself to the one solution that seems to be the right one. The latter could very likely only solve part of the complex problem in this volatile situation.

Take care of yourself
At the moment almost all people run on “autopilot” and in crisis mode: directly controlled from the amygdala in our brains, adrenaline secretion and other reactions by our nervous system may result in us acting on our basic instincts in a fight-or-flight manner. Unfortunately, this system is genetically built for short moments of danger as opposed to longer periods of crisis like these times of corona, whose fallout will definitely face us for a very long time.
Conscious of this knowledge of our basic nature, we need to create other solutions and habits to remain healthy, to keep the ability to act adequately and to stay resilient on a long term. This includes:
13. Taking regular breaks for relaxation, meditation and self-reflection.
14. Maintaining our social environment that supports us, even if it is stressed itself.
15. External coaches or moderators can be a valuable help because they are not directly affected by your personal concerns. After all, it is about keeping a clear head, making sure that everyone remains on board and adapting to the new situation as quickly as possible.


We in the Consensa team set out on these principles. Hopefully, we can all emerge from this existential crisis eventually, strengthened with new knowledge and skills that help us to deal with the fundamental changes that will hit us in the next years.

Dienstag, 17. März 2020

Coronakrise mit dem eigenen Team bewältigen













Coronakrise im (virtuellen) Team gemeinsam durchstehen


Willkommen in der VUCA Welt! Die wenigsten von uns haben sich noch vor wenigen Wochen vorstellen können, dass uns Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität so schnell, unmittelbar und direkt ins private und berufliche Leben schneien können.

Die Empfehlung in der Coronakrise sind weltweit klar: alle, die nicht unmittelbar zur Aufrechterhaltung des Betriebes und Versorgung benötigt werden, bleiben zu Hause. Entweder im Homeoffice, schlimmer noch in Kurzarbeit und am schlimmsten sogar in die Arbeitslosigkeit. Das öffentliche Leben wird weitgehend eingestellt. Unsere Wirtschaft bewegt sich mit Sieben-Meilen-Stiefeln auf eine der heftigsten Krisen zu, die wir in der modernen Welt erlebt haben.

Dass das emotional bei allen Menschen Ängste auslöst, ist unvermeidbar. Mitarbeiter machen sich Sorgen um ihr Einkommen oder sogar ihren Arbeitsplatz. Hinzu kommen eine Menge private Herausforderungen wie unerwartete Kinderbetreuung, Quarantänen, positive Tests oder im Einzelfall sogar schwere Erkrankungen, im schlimmstenfalls sogar Todesfälle im eigenen Team. Im Unterschied zu früheren Krisen scheint jetzt alles auf einmal zu kommen. 

Inhaber und Vorgesetzte müssen sich jetzt Gedanken machen, wie sie diese fundamentalen Krise am besten mit ihrem Team überstehen. In dieser Situation das Team zusammenzuhalten und die größten Sorgen der Kollegen zu adressieren, ist das unbedingte Gebot der Stunde. Die Frage ist nur, wie das geht, und wie das neben allen anderen Herausforderungen überhaupt zu bewältigen ist.

Leadership pur ist nun gefragt. Wer es bisher versäumt hat, sich um die neuen Führungsqualitäten wie Empathie, Achtsamkeit und Selbstreflexion zu kümmern, muss das, wenn er mit seinem Team auch in Zukunft bestehen will, nun in sehr kurzer Zeit nachholen.

Die nachfolgenden Empfehlungen mögen uns allen ein wenig dabei helfen:

Sorge für Transparenz und Klarheit

1.    Kommuniziere schnell, umfassend und regelmäßig mit Deinem Team.
2.    Teile alle Informationen, die für Dein Team wichtig sind unmittelbar und direkt.
3.    Nutze alle Möglichkeiten der digitalen Kommunikation: Stelle sehr regelmäßige virtuelle Teammeetings ein und nutze die neuen Kommunikationsmittel wie Slack und Teams.

Nichts geht ohne Wertschätzung und Augenhöhe

4.    Lasse die Gefühle Deines Teams zu und nehmen seine Sorgen ernst.
5.    Betrachte Dich selbst als Teil des Teams und berichte offen auch von Deinen Sorgen.
6.    Beziehe Dein Team in die Lösungsfindung mit ein, egal ob es um den Umgang mit Kunden, Finanzen oder auch persönliche Herausforderungen der einzelnen geht.

Lebe eine echte Fehler- und Lernkultur

Die gute Nachricht ist: Es gibt in dieser Krise keinen Schuldigen im Umfeld unserer Unternehmen.
7.    Verzichte auf jegliche Bewertungen und Schuldzuweisungen. Suche stattdessen nach dem Guten im scheinbar Schlechten und finde damit im besten Fall interessante neue Einsichten und Lösungen.
8.    Sorge dafür, dass alle Beteiligten voneinander lernen, wie sie am besten mit der Krise umgehen können.
9.    Behalte Veränderungen und Herausforderungen bei Euren Kunden gemeinsam mit Deinem Team im Auge. Entwickelt zusammen besser passende Angebote als die bisherigen.

Gehe konstruktiv mit Konflikten um

10. Höre anderen zu und erwäge die Vorteile unterschiedlicher Perspektiven, anstatt die jeweilige Sicht der Anderen abzuwerten. Die Vuca-Welt ist zu komplex, als dass ein Mensch alleine die richtige Sichtweise haben kann. 
11. Arbeite mit Szenarien anstatt mit einseitigen, scheinbar klaren Vorstellungen. 
12. Finde im Team eine Vielfalt von Lösungen, die sich ausprobieren und reflektieren lassen, anstatt sich auf die einzig richtige festzulegen. Letztere könnte in dieser Situation mit großer Wahrscheinlichkeit nur einen Teil des komplexen Problems lösen.

Kümmere Dich um Dich selbst

Im Krisenmodus laufen fast alle Menschen auf „Autopilot“: Adrenalin sorgt dafür, dass wir direkt aus dem Mandelkern unseres Gehirns gesteuert werden und damit zunächst handlungsfähig bleiben. Leider ist dieses System genetisch nur für kurze Momente der Gefahr gedacht und nicht für einen längeren Krisenzeitraum, der uns in diesem Fall der Coronakrise sicherlich bevorsteht.
Mit diesem Wissen um unsere Natur brauchen wir andere Mechanismen um auch auf Dauer gesund, handlungsfähig und resilient zu bleiben. Dazu gehören:
13. Lege regelmäßige Pausen zur Erholung und Selbstreflexion.
14. Pflege Dein soziales Umfeld, dass uns mitträgt, auch wenn es selbst gestresst wird.
15. Externe Coaches oder Moderatoren können eine wertvolle Hilfe sein, weil sie von Deinen/Euren Sorgen nicht direkt betroffen sind. Schließlich geht es darum, einen klaren Kopf zu behalten, dafür zu sorgen, dass alle im Boot bleiben und sich gemeinsam so schnell wie irgendwie möglich auf die neue Situation einzustellen.


Wir im Consensa-Team machen uns mit diesen Prinzipien auf den Weg. Hoffentlich können wir am Ende mit Euch allen mit neuen Erkenntnissen gestärkt aus dieser für viele existentiellen Krise hervorgehen!

Donnerstag, 16. Januar 2020

Project Leadership leicht gemacht – 10 Wege zu mehr Leichtigkeit im Projekt


Bild: Christine Sponchia
Eine gewisse Leichtigkeit zu besitzen, ist für die meisten Projekte ein zentraler Schlüssel zum Erfolg: Nur was sich leicht anfühlt, macht Freude. Leichtigkeit erzeugt Motivation und damit Flow.

Die Suche nach Leichtigkeit beginnt dabei wie immer bei der eigenen Person: Wenn wir unsere eigene Wahrnehmung für Leichtigkeit entwickeln und selbst leichter werden, überträgt sich das auf unsere Kollegen und Teams und wir können auch andere bei der Suche nach Leichtigkeit unterstützen. 

Nachfolgende Tipps können den Weg zu mehr Leichtigkeit weisen:

Schwere wahrnehmen und als Ausgangspunkt nutzen

Der Weg zu Leichtigkeit beginnt damit, mit sich selbst und seinem Team achtsam zu sein und überhaupt wahrzunehmen, dass es anstrengend wird und der freie Fluss der Dinge blockiert ist. Viele Menschen spüren das körperlich, wenn sie regelmäßig innehalten und darauf achten: Das können z.B. Kopfschmerzen sein, verspannte Schultern, ein flacher Atem oder Symptome in dem Bereich des Magens. Sich regelmäßig Zeit zu nehmen und dieses wahrzunehmen ist der erste Schritt ohne den die nachfolgenden Schritte gar nicht stattfinden können.

Bewegung ermöglichen

Anstrengende Situationen entstehen oft indem etwas zu starr oder zu eng geworden ist. Das kann ein zu eintöniges und langes Meeting sein, ein Thema an welchem man sich festgebissen hat oder auch Regeln, die einem zu sehr einengen. Bewegung bedeutet immer, die Dinge wieder in Fluss zu bringen. Diese Bewegung kann rein körperlich sein wie z.B. ein Ortswechsel, Aufstehen und frische Luft einlassen. Oft ist es aber auch die mentale oder geistige Bewegung, die die Sache leichter macht: ein Perspektivwechsel, ein ganz anderer Weg oder ein neuer Blick auf die Dinge.

Leichtigkeit bewusst suchen

Wichtig ist es immer wieder mit aller Achtsamkeit nach leichteren Wegen zu suchen. Dabei helfen folgende Fragen, die immer dann zu stellen sind wenn es schwer und anstrengend wird:
  •     was ist leichter?
  •     was ist freier?
  •     was ist angenehmer?
  •     was ist weniger?
  •     was ist lockerer?
Wahrnehmen statt beurteilen

Eine der wichtigsten Faktoren für unsere Anstrengung ist die Neigung alles und jeden ständig beurteilen zu müssen. Das fängt an, uns selbst ständig kritisch zu hinterfragen, aber auch andere ständig beurteilen zu müssen, ob das was sie tun aus unserer Sicht richtig ist. Hier einfach bei der Wahrnehmung zu bleiben und die eigene Beurteilung nicht immer als die Wahrheit anzuerkennen, erfordert regelmäßige innere Achtsamkeit und mentales Training. Wenn wir es schaffen, positiv und freundlich auf das zu schauen, was geschieht, entsteht bei allen Beteiligten eine gute Stimmung an damit Leichtigkeit und Freude am Tun.

Spielen statt arbeiten

Manchmal ist es hilfreich, an große Aufgaben eher spielerisch und experimentell heranzugehen anstatt gleich die perfekte Lösung zu suchen. Wie bei Kindern entsteht durch einen spielerischen Zugang Freude am Entdecken und sich gemeinsam weiterzuentwickeln. Sich dabei von der Freude leiten zu lassen und sich gegenseitig die Bälle zuzuwerfen ist immer ein guter Rat.

Geschehen lassen statt Bemühen

Jeder von uns kennt das Gefühl, dass gute Dinge einfach passieren, dass sie einem Zu-fallen. Das passiert vor allem, wenn die eigenen Kanäle offen sind für neue Ideen und Lösungen. Im Projekt bedeutet das, darauf zu Vertrauen, dass auch im Umfeld des Projektes Menschen sind, die Verantwortung übernehmen und Ideen haben anstatt alles selbst lösen zu müssen.

Einschränkende Faktoren beseitigen

Flow entsteht, wenn Menschen im richtigen Korridor ihrer Möglichkeiten arbeiten. Dabei kann eine Überforderung Angst erzeugen und eine Unterforderung Langeweile. Beides ist ermüdend und schwer. Dafür zu sorgen, dass Aufgaben, die man sich selbst und anderen stellt, den richtigen Zuschnitt in Menge und Qualität haben, ist ein somit ein wichtiges Element leichter Projektarbeit.

Pausen machen

Das Einfachste wird oft vergessen: Regelmäßig echte Pausen zu machen und sich dabei wirklich Zeit zu nehmen, sich zu regenerieren. Das kann damit anfangen, in langen Sitzungen regelmäßig Erfrischungspausen einzulegen und endet mit dem rechtzeitigen Feierabend und Wochenende auch wenn es immer noch etwas zu tun gäbe.

Dankbarkeit sein
 
Ich persönlich habe festgestellt, dass fast der wichtigste Faktor für Leichtigkeit ist, wertschätzend und dankbar zu sein, für die vielen positiven Dinge, die wir in unseren Projekten erleben und schaffen. Anfangen sollten wir dabei immer bei uns selbst, sodass es im zweiten Schritt auch auf unsere Kollegen und Projektpartner übertragen kann.

Üben und Erfahrungen sammeln

Leichtigkeit befördern ist eine Kunst, die wie in der Musik oder im Sport der regelmäßigen Übung bedarf. Diese Übung fängt dabei immer im eigenen Kopf und im eigenen Körper an. Sich regelmäßig Zeit für einen innere Einkehr und Reflexion zu nehmen ist dabei der zentrale Schlüssel zum Erfolg.

Ich wünsche allen, die versuchen den Weg der Leichtigkeit zu gehen gutes Gelingen. Erzählt mir gerne wie es Euch bei der Umsetzung dieser Tipps gegangen ist.

Dienstag, 24. April 2018

Überlastung im Projekt durch Kulturwandel begegnen





















In Zeiten der Digitalisierung nimmt Projektarbeit zu, wird komplexer und weniger planbar. In Folge dessen steigt die Überlastung aller Beteiligten. Aus Sicht der Betroffenen geschieht das oft schleichend, ist aber im Prinzip absehbar.

Folge der Überlastung durch Projekte sind Stresssymptome und Burnout bei den Mitarbeitern. Die Projekte werden nicht rechtzeitig fertig, die Ergebnisse sind unvollständig oder in schlechter Qualität. Die Laufruhe einer Organisation sinkt beträchtlich.

Die Frage, wer dafür verantwortlich ist, ist eigentlich leicht zu beantworten: Da niemand das ganze Bild der dafür verantwortlichen Faktoren hat: Alle. Betroffene Mitarbeiter, Projektleitung, Vorgesetzte und manchmal sogar die Kunden.

Spätestens an dieser Stelle stellt sich die Frage, wie diese Verantwortung konkret angenommen und wie sie wahrgenommen werden kann.

Hier spielen die 4 Kulturelemente prozessorientierter Projektarbeit eine entscheidende Rolle:

Transparenz und Klarheit

Um Überlastung überhaupt beschreiben zu können, muss es die Bereitschaft geben, darüber Transparenz herzustellen und die gewonnenen Erkenntnisse in aller Klarheit zu kommunizieren. Wer hier wegschaut, weil er es lieber nicht sehen will, hat schon verloren.

Wer die gewonnene Transparenz nicht in aller Klarheit mit anderen Beteiligten teilen möchte, ebenfalls. Vorgesetze, die nicht gezielt nachfragen, ob die geplanten Aufgaben auch zu schaffen sind, gehören dazu. Aber auch Mitarbeiter, die die eigene Überlastung über Jahre als vorübergehenden Zustand betrachten.

Wertschätzung und Augenhöhe

Eine wichtige Voraussetzung zur Klärung einer Überlastungssituation ist die Wertschätzung der eigenen Gesundheit und die seiner Kollegen und Mitarbeiter. Obwohl „Work-Life-Balance“ nach wie vor immer wieder zum Thema gemacht wird und als bedeutender Faktor der in allen Unternehmen besungenen „New Leadership-Bewegung“ gesehen wird, ist sie noch immer sehr unterrepräsentiert.

Um eine Überlastungssituation ansprechen zu können, ist Augenhöhe mit anderen Funktionen, Kunden und hierarchisch höher Gestellten eine zwingende Voraussetzung. Konkret bedeutet das, sich wirklich zu trauen, die Situation anzusprechen, auch wenn das in vielen Organisationen zunächst als Schwäche ausgelegt wird. Da das oft schwer ist, ist es wichtig, als Kunde oder Vorgesetzter auch mal aktiv nachzufragen und zuzuhören, um Augenhöhe herzustellen.

Fehler-und Lernkultur

In einer sich schnell entwickelnden Welt sind Projekte sehr viel schwerer planbar als noch vor wenigen Jahren. Das Scheitern und das daraus Lernen muss deshalb wesentlicher Bestandteil der Projektarbeit sein. Gerade in agilen Vorgehensweisen wie Lean Startup und Lean Change sind sie sogar explizit Teil eines effektiven und effizienten Vorgehens in einer sich schnell verändernden Umwelt.

Viele einzelne Menschen und Organisation sind es gewohnt, Fehler zu vertuschen, oder die tatsächlichen oder vermeintlichen Verursacher dafür anzugreifen. Damit wird es nicht möglich sein, sie entspannt zum Beispiel in gemeinsamer Reflexion wahrzunehmen, sie zu analysieren, daraus zu lernen und sie am Ende sie zu korrigieren.

Folge davon sind oft Projekte, die in die falsche Richtung laufen oder längst abgebrochen werden hätten müssten. Erst durch Transparenz können Projekte gestoppt werden, die sich im Verhältnis zum Nutzen als zu aufwändig erweisen. Damit steigt die Effizienz der eingesetzten Mitarbeiter und Überlastungssituationen können vermieden werden, ohne großen Schaden zu nehmen.

Konfliktkultur

Wenn es trotz klarer Kommunikation und Lernbereitschaft bei einer Überlastung bleibt, gilt es Prioritäten zu setzen. Da diese von den unterschiedlich Beteiligten nicht immer gleich gesehen werden, muss oft – im positiven Sinn – darum gerungen und manchmal sogar gestritten werden. In einer guten Konfliktkultur werden unterschiedliche Sichtweisen klar benannt, Gemeinsamkeiten festgestellt und am Ende entweder auf Augenhöhe verhandelt oder in einer hoffentlich akzeptieren Hierarchie nachvollziehbar und begründet entschieden. 

Um dies zu gewährleisten, sollte ausreichend Bereitschaft zur konstruktiven Konfliktklärung entwickelt, geeignete Methoden etabliert und ein angemessener Umgang mit Emotionen gelebte Praxis sein.

Wie können wir unsere Kultur verbessern?

Die oben kurz beschriebenen kulturellen Barrieren sind in vielen Unternehmen und Organisationen seit vielen Jahren sehr tief verankert.

Meiner Erfahrungen nach lässt sich Kultur verändern, wenn sie regelmäßig hinterfragt wird.  Das Hinterfragen sollte mit einer Selbstreflektion der betroffenen Personen, z.B. in kollegialen Gesprächen, beginnen und mit regelmäßigen gemeinsamen Kulturretrospektiven in der Leitung eines Unternehmens enden. Nur so lässt sich Schritt für Schritt Wirksamkeit herstellen.

Auch als Kunde hilft es, sich regelmäßig zu fragen, ob man sich selbst einen Gefallen tut, wenn man sich seinem Lieferanten gegenüber als „König Kunde“ gebärdet und damit auf Augenhöhe verzichten kann.

Mein Fazit: 
Unsere Organisationen zu überlasten, sitzt lange schon tief und ist stark in unseren Unternehmenskulturen verankert. Daher brauchen wir gemeinsame Bewegung mit der konsequenten, offenen und ständigen Frage, was wir weg lassen können: Stop starting, start finishing.