Wer kennt das nicht? Sie werden als Experte oder Berater gebeten, an einem innovativen Vorhaben mitzuarbeiten und die Leitung des Projektes sagt Ihnen genau, was Sie zu tun haben. Wenn man in diesem Fall sicher ist, es selbst besser zu wissen, kann das ganz schön ärgerlich sein! Sie sollten wissen, dass Sie sich meistens zu Recht ärgern!
Wie kann das sein? Projekte sind per
definitionem innovative Vorhaben, die in fachübergreifender Zusammenarbeit
gelöst werden können. Konkret bedeutet das, dass jede einzelne Perspektive
wichtig ist und nur gemeinsam die optimale Lösung entstehen kann. Und das
funktioniert eben nicht, wenn sich eine der Perspektiven erhebt und über die
anderen stellt!
Zwei kleine Beispiele aus meiner Beratungspraxis
können dies verdeutlichen:
- Die interne Personalentwicklung wird gerufen, dafür zu sorgen, dass ein neuer Prozess im Verkauf nachhaltig umgesetzt werden kann. Nach mehreren Gesprächen mit den betroffenen Verkäufern schlägt sie vor, einen Workshop durchzuführen und die Betroffenen ins Boot zu holen. Anstatt ihren Vorschlag anzunehmen (oder wenigstens auf Augenhöhe zu diskutieren), beschließt die Projektleitung, die Betroffenen lieber per Mail zu informieren, wie das neue Verfahren umzusetzen ist. Trotzdem wird die Personalentwicklung verantwortlich gemacht, wenn (aus ihrer Sicht berechtigte) Widerstände bei der Umsetzung entstehen.
- In
Flugzeug- oder Anlagenbauprojekten hat der Bereich „Zulassung“ die
Aufgabe, dafür zu sorgen, dass am Ende eine behördliche Abnahme erfolgt.
Während das Projekt konstruiert und gebaut wird, erlebt ein solcher
Experte, dass die Zulassungspolitik sich ändert und vorhandene Richtlinien
strenger ausgelegt werden. Er warnt die Projektleitung und bittet seine
Bedenken bereits in der Phase der Erstellung zu berücksichtigen. Aus
Angst, nicht termingerecht liefern zu können, ignoriert die Projektleitung
seine Einwände und baut weiter wie geplant. Überraschenderweise verweigert
die Zulassungsbehörde kurz vor Auslieferung ihre Zustimmung, sodass
erhebliche Mehraufwände entstehen und sogar noch eine Konventionalstrafe
an den Kunden bezahlt werden muss. Wer wohl am Ende für diesen Verlust
verantwortlich gemacht wird?
In beiden Fällen hätten
durch eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe erhebliche Mehrkosten gespart und einiger Ärger
verhindert werden können.
An dieser Stelle möchte
gerne auf eine sehr inspirierendes Projekt hinweisen, das sich zum Auftrag gemacht hat, einen
Film zu produzieren über „mutige Firmen und Mitarbeiter, die auf Augenhöhe und
menschlich zusammenarbeiten - und die Arbeitswelt erfolgreich auf den Kopf
stellen“. Das Projekt wurde über Crowdfunding finanziert und wird auf „Augenhöhe“
mit Menschen entstehen, die anderen in dieser Hinsicht als leuchtendes Beispiel
dienen können:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen